Donnerstag, 3. Januar 2008

Kritische Anmerkungen

Nicht nur Positives soll hier berichtet werden. Financial Times Deutschland berichtet über den Publizisten Peche, der Mängel in der Wiedervereinigung erkennt.

http://www.ftd.de/karriere_management/rezensionen/:Wirtschaftsb%FCcher%20Zur%FCck%20Zone/299015.html

So stellt er fest, daß ca. 80% des Produktivvermögens und gar 90% des privaten Wohneigentums in "westdeutscher Hand" sei.

Zweifeln wir die Zahlen nicht an, sondern suchen nach Erklärungen.

1.) Daß das "Produktivvermögen" weitestgehend nicht unbedingt in westdeutscher Hand aber im Eigentum von in Westdeutschland beheimateter Unternehmen liegt, mag richtig sein. Was wäre die Alternative gewesen ?

Man muß ja feststellen, daß keinem(!) Ostdeutschen Vermögen weggenommen wurde ! Es kann nicht "Schuld" der Wiedervereinung sein, daß in DDR mittelständische Betriebe rasiert,d.h. enteignet und die Eigentümer ausgetrieben wurden. Wem hätte man denn das Produktivvermögen in die Hand geben sollen, wem hätte man ein Millionenvermögen schenken sollen ? Den alten Eliten und deren Kindern ?

Ich glaube nicht, daß Erscheinungen wie in China - oder auch in Rußland - sinnvoll sind. Wenn der Staat der DDR derart massiv in die Struktur des Eigentümer eingegriffen hat und Kapitalakkumulation" verhinderte, war das "Produktivvermögen in westdeutscher Hand" die zwangsläufige Folge. Weniger schön - aber nicht zu verhindern.

Darüberhinaus ist in Form von Transferleistungen, insbesondere bei Rentenzahlungen, wo sich der Wohlstand der Betroffenen von einem Tag auf den nächsten drastisch verbesserte, eine Art von Ausgleich stattgefunden, die sicherlich sinnvoller ist als ein paar Seilschaften mit Millionenvermögen auszustatten. So haben Millione profitiert - und nicht nur ein paar Millionäre.

2. Wohneigentum
Auch hier hat es ja keine Enteignung von Ostdeutschen gegeben. Im Gegenteil - durch schonende Bewertung und Privatisierung sind Hundertausende von Ostdeutschen erst einmal zu Immobilieneigentümern gemacht worden. Man darf nicht vergessen, daß die Masse der ostdeutchen Bevölkerung - gemäß sozialistischer Eigentumsverfassung - "Habenichtse" waren, die als "Belohnung" für ihre Arbeit im Seniorenalter Armutsrenten erhielten.

Zudem macht Peche mE einen kleinen Gedankenfehler:
Wichtig ist nicht unbedingt, wer im Grundbuch steht, sondern wer welche Leistung zu welchem Preis erhält. Von der "Eigentümerschaft" der Westdeutschen, die insbesondere durch Sonder-Afa-Investitien entstanden ist, hat die ostdeutsche Bevölkerung profitiert, sodaß sie heute erhebliche bessere Wohnverhältnisse hat. Besser Wohnverhältnisse als in vergleichbaren westdeutschen Städten wohlgemerkt - finanziert durch westdeutsches Kapital.

Dafür, daß Westdeutsche "Eigentümer" sind, zahlen Ostdeutsche - auch auf die jeweiligen Einkommensdispariäten bezogen - erheblich geringere Mieten, d.h. sie erhalten eine Form von monatlich fälliger (eingesparter) Mietrente. ;-)

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